Nadja Pieren kl

Nadja Pieren, Nationalrätin, Präsidentin Gemüseproduzentenvereinigung Bern Freiburg (GVBF), Präsidentin Fleischfachverband Kanton Bern (FFV), Verwaltungsrätin Radio NEO1

Insel im Dschungel der Digitalisierung

Ein Gespenst wird an die Wand gemalt: «Der Mensch droht immer mehr durch Technik ersetzt zu werden. Ganze Branchen könnten bald durch Algorithmen wegrationalisiert werden. Man fragt sich, ab wann nicht der Mensch die Computer beherrscht, sondern die Computer den Menschen.»

Wir können die Entwicklung nicht vorhersehen, aber wir spüren, wir sind in einem Umbruch der auch unsere Gesellschaft verändern wird. Wie genau bleibt ungewiss. Wir erkennen nur, dass die sogenannte «Digitalisierung» neben grossen Erleichterungen auch Nachteile und sicher Veränderungen mit sich bringt.

Deshalb, ist es umso wichtiger, sich Inseln zu schaffen, wo wir fernab von Technik und Digitalisierung Energie tanken können: bewusst das Natel und den Laptop wegzulegen und Dinge zu tun, die der Seele guttun. Wir dürfen nicht im Dschungel der Digitalisierung verloren gehen. Wir brauchen Ruhe um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das gibt uns auch die Kraft, anschliessend diese Entwicklungen positiv zu konfrontieren.

Ich zum Beispiel finde solche Inseln beim Beisammensein mit meinen Liebsten, beim Malen, Wandern oder Skifahren. Wenn ich gemeinsam mit meinem Partner in der Küche stehe und wir uns etwas Leckeres kochen. Da entstehen viele amüsante, tiefgründige oder alltägliche Gespräche. Diese Zeit ist mir enorm wichtig, hier kann ich auftanken. Oder auch während einem Tag draussen in der Natur, in den Bergen. Der Blick von der Lueg in die Berner Alpen rückt vieles wieder zurecht. Denn der weite Horizont, die mächtig schönen Berge, sie ermöglichen mir eine Gelassenheit zurückzugewinnen, die im Alltag häufig zu kurz kommt.

Wenn wir die Hektik hinter uns lassen, merken wir plötzlich, dass das wirklich Wesentliche nicht die erhöhte Effizienz, die schnellere Entwicklung ist. Mit etwas Abstand werden wir uns bewusst, dass das Wichtigste das Zwischenmenschliche bleibt. Das Aufeinander eingehen, beim Kochen, beim Hobby, bei der gemütlichen Arbeit im Gemüsegarten. Solche Momente kann kein Smartphone, keine Technik ersetzen.

Nie wird die Technik den Menschen obsolet machen können. Auch in der Arbeitswelt werden die Maschinen die Menschen nie ersetzten können. Es wird aber laufend Veränderungen, ja Umstrukturierungen geben. Mit diesen umzugehen ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft. In der Politik setze ich mich dafür ein, dass diese Veränderungen positiv verlaufen und niemand auf der Strecke bleibt.

Wir tun also gut daran, wenn wir uns unsere eigenen Inseln schaffen, in denen wir auftanken können und etwas für unseren Geist und unsere Seele tun. Nutzen wir die Entwicklungen unserer Zeit bewusst, ohne uns darin zu verlieren. Unsere Freunde, unsere Familie und unsere Hobbies lassen sich zum Glück auch in der Zukunft nicht durch die Digitalisierung ersetzten. Sie sind und bleiben das Zentrum dessen an was wir uns mit Glücksgefühlen erinnern.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, viele kleine und grosse Inseln die die Hektik Ihres Alltags unterbrechen, die es Ihnen erlauben aufzutanken und Ihr Smartphone bewusst wegzulegen. Damit wir im Dschungel der Digitalisierung nicht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Damit wir uns auf das wirklich Wesentliche konzentrieren können, auf das was uns Menschen ausmacht.

Nadja Pieren, Nationalrätin, Kanton Bern

 

 

Zurück: Alle Kolumnen