1. Berner Bäuerinnen-Treff, ein voller Erfolg!


Am 4. August 2016 hat auf dem Betrieb von Christine und Niklaus Gerber in Oberruntigen, Detligen der 1. Berner Bäuerinnen-Treff stattgefunden. Pünktlich um 19.00 Uhr begann sich die schön dekorierte Maschinenhalle mit interessierten Bäuerinnen zu füllen. Schlussendlich konnte Rita Geller, Präsidentin des Verbandes Bernischer Landfrauenvereine (VBL), rund 160 Frauen begrüssen. Sie zeigte sich sehr erfreut und überwältigt über das grosse Interesse. In ihren Eröffnungsworten erläuterte sie die Ziele des Abends: Stärkung und Solidarität erfahren, Selbstbewusstsein fördern, wertvolle Kontakte knüpfen und Netzwerke aufbauen. Zudem sollen alle Bäuerinnen wissen, dass es den VBL gibt, denn er ist der Verband aller Bäuerinnen und Landfrauen, so unterschiedlich auch jede Bäuerin diese Lebensform lebt, ob sie eine bäuerliche Ausbildung absolviert hat oder nicht.
Christine Gerber, Gastgeberin und Vizepräsidentin Berner Bauernverband, stellte ihre Familie und den Betrieb vor und überbrachte auch Grüsse des Berner Bauern Verbandes! Sie rief die Frauen auf, sich zu vernetzen und sich bei Fragen und Anliegen zu melden so dass Themen, welche die Bäuerinnen beschäftigen aufgenommen und bearbeitet werden können.
Christine Bühler, Präsidentin SBLV, überbrachte Grüsse des Schweizerischen Landfrauen- und Bäuerinnenverbandes. Sie stellte sich die Frage, warum so viele Frauen gekommen sind. Sie schaute zurück in die 30-er Jahre wo aufgrund der sehr schwierigen, wirtschaftlichen Lage, die Landfrauenvereine entstanden sind und folgerte daraus, dass es auch heute wieder wichtiger wird, zusammen zu stehen, denn Gemeinsamkeit macht stark!
Christine Brügger, Vizepräsidentin VBL, stellte die Fachkommission Bäuerin des VBL vor, welche die Detailorganisation des Anlasses übernommen hatte. In ihrer Rede fragte Christine sich, was denn eigentlich eine richtige Bäuerin sei und wann eine Frau zur Bäuerin mutiere. Diese Frage ist nicht einfach zu klären. Fühlen sich doch viele Frauen welche einen Bauern geheiratet haben, jedoch nach wie vor in ihrem angestammten Beruf arbeiten, keine bäuerliche Ausbildung haben und vielleicht auch keinen Garten, nicht als vollwertige Bäuerin. Durch die Heirat sind sie jedoch juristisch mit ihrem Mann verbunden und somit mitverantwortlich für das Geschehen in Familie und Betrieb und dürfen sich daher mit Stolz Bäuerin nennen! Bäuerinnen sollen sichtbar sein und wahrgenommen werden in Gesellschaft und Politik.
Mit den Worten „drei unterschiedliche aber drei richtige Bäuerinnen könnt ihr jetzt kennen lernen“, leitete Christine Brügger zum nächsten Teil des Abends über. Drei Bäuerinnen erzählten aus ihrem Alltag und schildertenn ihre Lebensgestaltung.
Als erste schilderte Renate Baumann, Wichtrach, Stationen ihres Lebens. Nach der Heirat hatte sie, nebst Aufgaben in Familie und Betrieb, mehrere Jahre als Lehrerin gearbeitet. Aus verschiedenen Gründen gab Renate dann jedoch ihrer Lehrerinnentätigkeit auf und engagierte sich voll auf dem Betrieb. Um wirklich alles zu verstehen, mitreden zu können und Direktzahlungsberechtigt zu werden, entschied sie sich im Jahr 2010 den offenen Kurs zu absolvieren und die Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis abzuschliessen. Diesen Entscheid hat sie nie bereut. Eine ihrer liebsten Tätigkeiten auf dem Betrieb ist das mausen. Renate wünschte den zuhörenden Bäuerinnen sinnbildlich viele Sonnentage um alles Nötige zu erledigen und dass alles wachsen und gedeihen kann und auch genügend Regentage so dass sich die Natur wie auch die Bäuerinnen und Bauern erholen können.
Sarah Fahrni, Eriz, ist in nichtbäuerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Nach der Heirat arbeitete die gelernte Floristin auch weiterhin Teilzeit in ihrem angestammten Beruf. Nach und nach baute sie, gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter einen eigenen Betriebszweig auf. Sie produziert Heusäckli, diese bestückt sie mit Produkten welche auf dem Hof hergestellt werden. Als besondere und sehr bereichernde Erfahrung hat sie ihr Mitmachen in der Sendung „Landfrauenküche“ im Jahr 2015 erlebt. Wie auch die beiden anderen Bäuerinnen arbeitet Sarah viel mit ihren Schwiegereltern zusammen und hat viel von ihnen gelernt und kann auf ihre Unterstützung zählen. Dies läuft nicht immer ohne Konflikte ab. Sarah hat die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, zusammen zu reden, immer wieder Schritte aufeinander zu zu gehen, Probleme anzusprechen, dies macht das Leben leichter.
Auch Rahel Hügi, Niederbipp, ist nicht auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen. Sie bezeichnet sich als Quereinsteigerin. Durch die Heirat wurde sie Bäuerin und hatte, wie sie selber sagt, von Tuten und Blasen keine Ahnung. Ihr ganzes Wissen hat sie sich durch Learning by Doing, durch das Zusammenarbeiten mit ihrem Mann und den Schwiegereltern angeeignet. Später kamen noch spezifische Kurse am Wallierhof dazu. Rahel bereitet es Freude, die hofeigenen Produkte zu verarbeiten und zu verkaufen. Nach einem schweren Töffunfall musste sie ihre geliebte Tätigkeit als Krankenschwester aufgeben. Glücklicherweise hat sie sich wieder vollständig erholt. Sie hat dann die Pflege ihrer Mutter übernommen und die Direktvermarktung weiterverfolgt. Als besonders Privileg erachtet Rahel, dass ihre Kinder auf einem Bauernhof aufwachsen durften. Immer wieder etwas Neues auszuprobieren reizt Rahel. So hat sie das Produzieren hofeigener Produkten mehrheitlich aufgegeben und macht neu bei Swiss Tavolata mit. Diese Tätigkeit bereitet ihr sehr viel Freude!
Die drei Frauen strahlen eine grosse Zufriedenheit aus und haben, gemeinsam mit ihren Familien, die für sie richtige Lebensform gefunden. Die ehrlichen, offenen, nachdenklichen und witzigen Erzählungen sind beim Publikum sehr gut angekommen und wurden mit warmem Applaus verdankt!
Rita Gfeller überreichte den Referentinnen ein Landfrauenkochbuch und bedankte sich herzlich, dass sie uns einen so persönlichen Einblick in ihr Leben gewährt haben. Mit dem Erfolg des ersten Bäuerinnentreffs ist für den VBL klar, dass ein weiterer folgen soll . Gerne nehmen die Vorstandsfrauen des VBL oder die Mitglieder der Fachkommission Bäuerin Themenvorschläge und Wünsche entgegen.
Bei Bratwurst und Brot, Kaffee, Glace und angeregten Gesprächen konnten dann alle Bäuerinnen den Abend gemütlich ausklingen lassen!
Ein grosser Dank gilt im speziellen der Familie Gerber, den Sponsoren und allen die zum guten Gelingen des Anlasses beigetragen haben!

Gabi Schürch, VBL Fachkommission Bäuerin

 

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